Eine Zeitreise durch die Brüsseler Bars

12 Februar 2023
die Bar des Cafés Métropole

183 Nationalitäten auf einer Fläche von gerade einmal 161 km²… im Schmelztiegel Brüssel ist jeder Tag wie eine kleine Weltreise: Spanische Tapas-Bars, irische Pubs, marokkanische Teehäuser und japanische Izakaya's reihen sich hier nahtlos aneinander.

Doch in Brüssel können Sie nicht nur durch den Raum, sondern auch durch die Zeit reisen! Denn die Brüsseler Café- und Kneipenlandschaft ist historisch gewachsen… und spiegelt die unterschiedlichen Epochen wider, die die Stadt bis heute prägen.

Begleiten Sie uns auf eine Zeitreise durch die Brüsseler Vergangenheit im Zeichen von Hopfen, Malz und Brüsseler Lebensart.

Station Nr. 1: „Mittelalterliche Sitten…“

Ganz in der Nähe des Grand-Place befinden sich, ein wenig verborgen in dunklen Gassen und kleinen Sackgassen, einige der ältesten Brüsseler Schenken. Sie alle liegen rund um die Rue du Marché aux Herbes verstreut, deren Geschichte bis ins 11. Jahrhundert zurückreicht. Urige Schenken wie A l’imaige de Nostre-Dame, Au Bon Vieux Temps, A la Bécasse oder das Königliche Puppentheater Toone sind eindrucksvolle Beispiele der Brüsseler Folklore. Hinter dem schummrigen Licht der Buntglasfenster bechert man auf rustikalen Holzmöbeln zünftiges Abteibier… hier wähnt man sich wahrlich in einem mittelalterlichen Gasthaus. Pass auf dein Bündel und deine Taler auf, Reisender! 

Buntglasfenster im Café Au Bon Vieux Temps

Rockkonzerte vor mittelalterlicher Kulisse hingegen gibt es in den dunklen Gewölbekellern von La Porte Noire, die nach der ehemaligen Stadtmauer benannt wurden. Im 16. Jahrhundert befand sich an dieser Stelle die Küche eines Alexianerklosters, heute gilt die Adresse als Tempel für Fans keltischer Symbolik, harter Rockmusik und starker Spirituosen. Ähnlich verhält es sich mit der düsteren Bierkneipe mit Live-Konzerten Rock Classic im Saint-Jacques-Viertel, die man ebenfalls  über einen mittelalterlichen Steingang erreicht. 

Verliese, Folterwerkzeuge und makabre Schauplätze sind genau Ihr Ding? Dann auf ins Cercueil, was übersetzt vielversprechend „Sarg“ bedeutet. Kein Zweifel: Diese exzentrische Horror-Bar ließ sich von Der Exorzist inspirieren. Und tatsächlich scheint hier jeden Tag ein wenig Halloween zu sein: Man speist am formschönen Sarg, hört standesgemäß Death Metal und schlürft Bier aus Totenkopfkelchen. Dantes Inferno lässt grüßen…

Station Nr. 2: „Schön, schöner… Belle Époque ”

Die retro-futuristische Steampunk-Musikbar La Machine im Saint-Géry-Viertel nimmt sie mit zu den Anfängen der Industrialisierung: Hier können Sie Dampf ablassen in einem Dekor, das einem Jules Verne-Roman entsprungen sein könnte!

das Steampunk-Interieur des Cafés La Machine

Als nächstes verschlägt es uns geradewegs in die Belle Époque, das goldene Zeitalter der Cafés und Cabarets, der Ateliers und Galerien, der Konzertsäle und Salons. In den Brüsseler Etablissements rund um die Börse, darunter Le Cirio, Le Grand Café, Le FalstaffGreenwich Modern und ein wenig weiter La Mort Subite und De Ultieme Hallucinatie scheint die Zeit in einem Gemälde von Toulouse Lautrec stehengeblieben zu sein. Statt Absinth empfehlen wir Ihnen einen Half-en-Half (einen legendären Cocktail avant la lettre, gemischt aus Sekt und Weißwein, erfunden von Le Cirio). 

Station Nr. 3: „Trommelwirbel ... hier kommen die Roaring Twenties“

Wilde Swing-Abende in den Cabarets, verbotene Freuden in den Speakeasies zur Zeit der Prohibition. Eine ganz ähnlich düster-frivole Atmosphäre herrscht auch bei Marcelle, Débit de Boissons im Sainte-Catherine- Viertel. Während Sie an Ihrem Whisky Sour nippen, werfeb Al Capone und Jay Gatsby ihre langen Schatten.

Ein paar Straßen weiter in der Rue Antoine Dansaert empfängt Sie das Arthur Orlans in einer ehemaligen Schneiderboutique aus dem Jahr 1892. Die Inneneinrichtung mit Chesterfield-Sofas und schottischem Teppichboden versetzt Sie geradewegs in einen eleganten Gentlemen's Club ganz nach James Bonds Geschmack. 

Die Pharmacie Anglaise auf dem Mont des Arts hingegen besticht mit einer wilden Mischung aus Vintage-Labor, Kuriositätenkabinett und historischer Apotheke. Wer Einlass begehrt, muss hier ganz zeremoniell die Klingel betätigen... Gleiches Prinzip gilt für die Bar Rouge, einen plüschigen Nachtclub im Cabaret-Stil in der Nähe des Parc de Bruxelles. 

Noch exklusiver geht es im Jalousy im Marollen-Viertel zu. In dieser zweistöckigen „Geheimbar“ erhalten Sie nur Einlass, wenn Sie das Passwort der Woche kennen. Doch die Cocktail-Kreationen des hauseigenen Mixologen lohnen den Aufwand!

Zu guter Letzt führt uns die Reise ins Cabaret Mademoiselle, wo wilde Burlesque-Abend ein wenig an die Goldenen Zwanziger in Berlin erinnern, hier in Brüssel gewürzt mit einem belgischen und zeitgenössischen Touch. 

Burlesque-Szene im Cabaret Mademoiselle

Station 4: „Auf ein Stelldichein mit den 1930er-Jahren "

Wir begeben uns zu zwei besondere Adressen des Brüsseler Kulturerbes, die voller Geschichte(n) stecken: L'Hôtel Esperance in der Innenstadt und das Hôtel Le Berger in Ixelles. Vor knapp einem Jahrhundert dienten sie noch als verruchte Stundenhotels. Heute können Sie es etwas ruhiger angehen lassen und in den stilvollen Art-déco-Hotelbars einen gepflegten Apéro genießen.

Voller Legenden steckt auch die Art-déco-Bar Archiduc, die seit 1937 in der Rue Dansaert als heiße Adresse gehandelt wird… zunächst als Ort für kleine Flirts und Tändeleien, dann seit den 1950er-Jahren als Hotspot für Jazz-Liebhaber und Nachtschwärmer aller Art.  
Den krönenden Abschluss bildet die Cocktailbar Alice Cocktail Bar & Restaurant, die mit schöner Aussicht und Lounge im Stile der 1940er-Jahre besticht. 

Station 5: „Kleiner Abstecher in die Popkultur der Fifties"

Achtung, jetzt wird’s bunt und poppig! Im Balmoral am Place Brugman in der Gemeinde Uccle gibt es Maxi-Milkshakes und amerikanisches Fastfood wie sie im Buche stehen. Das pastellfarbene Lollypop-Dekor ist derart Fifties, dass man unwillkürlich nach James Dean, Elvis Presley und Marilyn Monroe im Cadillac Ausschau hält.

Fünfziger-Jahre-Dekor im Le Balmoral

Weiter geht es in die 1960er-Jahre im Zotte Mouche. Dieses schöne Retro-Bistro an der Place de la Monnaie setzt mit Oldies auf Nostalgie und macht keinen Hehl daraus: Hier herrscht die entspannte Atmosphäre einstiger Kantinen.  

Wer die Jukebox zum Rappeln bringen möchte, kann dies im Booze 'n' Blues im Stadtteil Saint-Géry-Viertel tun. 

Nur wenige Schritte von Manneken-Pis entfernt befindet sich das Goupil le Fol, das ein wenig wie die Höhle von Ali Baba anmutet: Hier gibt es dionysische Fruchtweine und romantische Versprechungen bei Kerzenschein, untermalt von wunderbar romantischen französischen Chansons. 

Unser Abenteuer endet in der Dali's Bar, einer surrealistischen Disco-Bar in der Nähe des Grand-Place. Hier können Sie es sich auf den knallroten Kussmund-Lounge-Sitzen - zweifellos eine Anspielung auf Andy Warhols Pop-Art – niederlassen und der House-Musik lauschen.

Sixties-Dekor bei Zotte Mouche